Welche Parasiten gibt es?
Giardien

I. Parasiten der inneren Organe und
des Blutes (Endoparasiten)
Hierbei handelt es sich um Parasiten, die sich im Blut und/oder
in den Organen wie Leber, Milz, Blase oder auch im Herzen
und Gehirn aufhalten können.
A. Definition
Bei Giardien handelt es sich um einen Flagellaten mit zwei
Kernen, der der den Darm verschiedener Säugetiere, des
Menschen, sowie von Vögeln, Reptilien und Amphibien besiedeln
kann. Früher wurden Giardien als Kommensalen angesehen,
die sich im Dünndarm aufhalten. Erst gegen Ende des 20.
Jahrhunderts wurden sie von Ärzten, Tierärzten und
Parasitologen als pathogene Protozoen identifiziert. Giardien
wurden weltweit beim Menschen als der am häufigsten verbreitete
Darmparasit erkannt. Auch beim Hund und der Katze stellen
Giardien den prädominierenden Darmparasiten dar.
B. Artmerkmale und Entwicklung
Giardia lamblia gehört zur Klasse der Mastigophora, es
werden zwei morphologisch unterschiedliche Formen nachgewiesen.
Die Giardiose stellt eine Zoonose dar, als
Überträger gelten vor allem Hunde und Katzen. Erfolgte
die Einteilung bisher entsprechend der Morphologie, erlauben
moderne Molekulartechniken eine weitere Differenzierung. So
konnte man feststellen, dass manche Giardienspezies sich auf
bestimmte Wirte adaptiert haben, während andere Giardien-Typen
ein weites Wirtsspektrum infizieren können.
Giardien haben einen einfachen Lebenszyklus: Zysten, die als
Dauerformen über den Kot ausgeschieden werden und in
die Umwelt gelangen, sind sofort infektiös. Diese Zysten
sind sehr widerstandsfähig und bleiben im kalten Wasser
und feuchter Umgebung über Monate vital und somit infektiös.
Trockenheit und hohe Umgebungstemperaturen bringen sie dagegen
schnell zum Absterben. Die Zysten werden in großer Anzahl,
mehrere Millionen pro Tag, mit dem Kot ausgeschieden.

Die Infektion erfolgt oral entweder durch
eine Schmierinfektion oder durch die Aufnahme von kontaminierter
Nahrung bzw. von kontaminiertem Wasser. Hierbei spielt die
Düngung mit Fäkalien eine wichtige Rolle. So können
auch Fliegen als Vektoren an der Verbreitung beteiligt sein.
Während in Abwasserproben bis zu 80.000 Zysten/l nachgewiesen
wurden, enthielt auch aufbereitetes Trinkwasser bis zu 1.000
Zysten/l. Dennoch kam es in Europa im Gegensatz zu Amerika
bisher zu keiner Infektion in größerem Umfang beim
Menschen. Experimentell hat die Aufnahme von wenigstens 10
Zysten beim Mensch und beim Tier zu einer Infektion geführt.
Beim Menschen wird die Befallshäufigkeit in den gemäßigten
Zonen auf 2-10% geschätzt. Bei Hunden und Katzen wird
in Mitteleuropa die Infektionshäufigkeit altersabhängig
ebenfalls mit 2-10% angegeben. Die Inkubation wird mit 7-21
Tagen angegeben.
C. Anzeichen der Erkrankung
a) Symptome beim Tier
Nach der Aufnahme exzystieren die Oozysten
im Dünndarm und wandeln sich in Tophozoiten um. Diese
heften sich an die Schleimhaut und vermehren sich dort.
Es kommt zu einer zunehmenden Schädigung der Schleimhaut
und zum Ablösen des Epithels. Das klinische Bild zeigt
sich häufig in einem chronisch intermittierenden katarrhalischen
Durchfall, der auch Schleimbeimengungen enthalten kann und
gelegentlich blutig ist. Der Durchfall kann durch die wechselnde
Parasitendichte in unterschiedlicher Intensität auftreten.
Besonders anfällig sind Jungtiere im ersten Lebensjahr.
Neben Diarrhoe kommt es zu abdominalen Schmerzen und Malabsorption,
als Folge daraus kann es zu Abmagerung kommen. Daneben gibt
es beim Menschen und beim Tier aber auch zahlreiche symptomlose
Träger und Ausscheider.
D. Diagnosemöglichkeiten
Für die Diagnose stehen verschiedene mehr oder weniger
sensitive Verfahren zur Verfügung.
- Kotausstrich
- Flotationsverfahren
- MIFC-Verfahren
Um eine gute Nachweisbarkeit zu erreichen,
wird dabei Kot von 2 – 3 Tagen gesammelt.
E. Vorbeugung
Um eine Infektion zu vermeiden, sollten Hunde und Katzen regelmäßig
(etwa alle 8 - 12 Wochen) Wurmkuren unterzogen werden. Als
Alternative kann man auch den Kot untersuchen lassen. Der
Kontakt mit Füchsen und anderen Wildtieren sollte unbedingt
vermieden werden Vor allem in südlichen Ländern
sollte auch der Kontakt mit Hunden und Katzen vermieden werden.
Im Umgang mit den Hunden und Katzen sollte die persönliche
Hygiene eingehalten werden. Waldfrüchte und andere frei
wachsenden Nahrungsmittel sollten immer gründlich gewaschen
werden.
F. Behandlungsmaßnahmen
Eine Behandlung ist in jedem Fall immer dann angezeigt, wenn
Tiere klinisch erkrankt sind. Aber auch wenn keine klinischen
Symptome vorliegen und wiederholt Zysten in großen Mengen
gefunden werden und somit die Gefahr einer Weiterverbreitung
auf andere Tiere oder dem Menschen, besonders Kindern, besteht,
ist aus epidemiologischen Gründen eine Behandlung indiziert.
Es stehen wirksame Medikamente zur Verfügung, dennoch
gestaltet sich eine Bekämpfung der Giardiose oft schwierig,
da auch viele klinisch gesunde Träger Ausscheider für
eine Weiterverbreitung sorgen. Für die Behandlung sind
beim Hund und der Katze Fenbendazol und Febantel zugelassen.
Die Dosierung und Behandlungsdauer ist vom Präparat abhängig.
Da ein hoher Kohlenhydrat-Anteil in der Nahrung prädisponierend
wirkt, sollte eine leicht verdauliche, kohlenhydratarme Diät
begleitend eingesetzt werden. Begleitend sollten v.a. bei
einer Mehrfachtierhaltung Hygienemaßnahmen durchgeführt
werden. Die tägliche Kotbeseitigung und Reinigung von
Böden und Ausläufen führt zu einer Reduzierung
der Reinfektionsgefahr. Hierbei ist die Abtrocknung der gereinigten
Flächen besonders wichtig. Auch das Waschen der Tiere
ist eine mögliche Maßnahme zur Verhinderung einer
Reinfektion. In den USA ist eine von ForteDoge auf Basis inaktivierter
Trophozoiten entwickelte Vakzine zugelassen, über die
Wirksamkeit werden allerdings unterschiedliche Angaben gemacht.
Quelle: LABOKLIN aktuell
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