Manchmal spricht man ein sensibles Thema in der Praxis an. Die Besitzer fühlen sich zumeist sehr schnell angegriffen. Dabei meint man es gar nicht so. Ich habe mir in meiner Praxis auf die Fahne geschrieben: Kunde ist König und keiner wird beleidigt.
Doch manchmal gibt es Situationen, die so gar nicht gewollt sind.
Ein Beispiel: Da kommt eine Besitzerin zu mir mit Ihrer Katze (kann auch ein Hund sein) und sagt, dass ihr Tier sich die ganze Zeit juckt. Der erste Gedanke von mir sind natürlich Parasiten und ganz vorne stehen die Flöhe. Ich untersuche die Katze und werde auch sofort fündig. Ich finde Flohkot auf der Katze und auch prompt einen Floh. Ich gebe der Besitzerin die Diagnose: Fohdermatitis. Ihre Katze hat Flöhe.
Der Besitzer fühlt sich wie mit dem Hammer auf den Kopf gehauen und sagt entrüstet, schon ein wenig zickig: Ich habe keine Flöhe, ich putze jeden Tag, bei mir ist es sauber. Und die Katze kommt gar nicht raus. Wie können Sie nur behaupten ich sei unsauber. Dabei hab ich das überhaupt nicht gedacht schon gar nicht ausgesprochen. Aber eine kleine bist große Fohinvasion in der Wohnung hat nichts mit Sauberkeit zu tun. Ich versuche der Besitzerin das zu erklären: Flöhe vermehren sich sowohl in Wohnungen, die regelmäßig gesaugt werden als auch in Wohnungen in denen man es nicht so streng mit dem Saugen nimmt. Aber gerade in Wohnungen, in denen viel gesaugt wird, verteilen sich die Flöhe deutlich besser, da die Eier hinten am Staubsauger wieder ausgeblasen werden und so Raum für Raum verteilt werden. Und wie viel Flöhe sich auf einmal in der Wohnung befinden können kann man sich ja selbst schnell ausrechnen. Jeder Floh legt ca. 50 Eier pro Tag ab und aus diesen Floheiern schlüpfen wieder 50 Flöhe, die wieder 50 Eier pro Tag ablegen und so weiter. Es kommt zu einer massiven Vermehrung, denn Flöhe finden, auch im Winter, extrem gute Bedingungen in der Wohnung vor, in der sie sich wunderbar vermehren können. Auch die ersten Anzeichen werden nicht ernst genommen. Da hat man ein paar Stiche am Körper und sagt sich: Sind ja nur ein paar Mückenstiche, aber in Wahrheit sind es Flohstiche die nicht erkannt worden sind und so hat der Floh einen massiven Entwicklungsvorsprung den man schwer wieder einholen kann. Es reicht nur ein Besuch bei einem Bekannten oder eine Fahrt mit der Straßenbahn und schon kann ein Floh sich auf einen setzen, den man dann mit nach Hause nimmt, der sich dann wunderbar vermehren kann.
Nun zurück zu der Frau. Als sie das hörte, wurde sie auf einmal sehr still und zeigte mir ihre Stiche an den Beinen. Ich sagte: Das sind typische Flohstiche. Mehrere Stiche nebeneinander sprechen zumeist für Flohstiche. Wie lange haben sie die schon? Einige Wochen antwortete die Besitzerin. Ich musste innerlich schmunzeln, denn die Frau hatte kein Problem mit mir, sondern mit ihrer Wohnung, ihren Stichen, ihren Flöhen.
Im Endeffekt entschuldigte sich die Frau bei mir, dass sie so zickig zu mir war. Sie ging mit großen Problemen nach hause. Ich gab ihr vorweg noch Anweisungen wie sie sich zu verhalten hat und was zu tun ist, aber glücklich war sie dennoch nicht. Aber nicht mehr sauer auf mich.
Was man auch sagt, es muss wohl überlegt sein, denn sonst wird schnell etwas hinein interpretiert, was man gar nicht wollte.